Texte einer Pandemie

14. Juli 2021

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Die Glocken der kleinen Kirche im Diakoniewerk läuten laut zum Gottesdienst. Es ist Mittwochabend, es ist eine ungewöhnliche Zeit, es ist ein ungewöhnlicher Gottesdienst. Ein Schauspieler, eine Sprechgestalterin, ein Sänger, eine Sängerin, ein Pianist und ein Pfarrer treten in den Dialog, mit Textausschnitten aus Siegfried Lenz‘ „Fundbüro“, meditativen Gedanken und musikalischen Interpretationen. Mit ins Gespräch gebracht wurden als zentraler Angelpunkt Aussagen von Mitarbeitenden des Diakoniekrankenhauses und des Johannes-Jänicke Hauses. Die Erfahrung und Sichtweisen der Mitarbeitenden wurden zur Literatur und mit in den siebzig Minuten langen Klangteppich eingewoben.

Krisen müssen gestaltet werden und brauchen Übergänge. So vor allem auch die Coronakrise. Verlorene Gedanken, verschwundene Sicherheiten, liegengelassene Wünsche… Kurz: Die Corona-Pandemie mit all ihren Kuriositäten und Brutalitäten.
Das Virus als „gegenwärtige Vergangenheit“, die das Verlieren, Suchen und Finden hineinnimmt in die zum Beginn gestellten Frage: Wie kann das sein? Jeder und Jede wird für sich passende Rituale auf dem Weg zum Weitermachen finden und seine und ihre Zeit und geeigneten Ort dafür haben. Ein solcher Ort war das Angebot der Krankenhausseelsorge in diesem Literaturgottesdienst.

Gemeinsam mit den Künstler und Künstlerinnen wurde eine literarische Collage geschaffen, verbunden mit der Einladung an Besuchende, sich selbst in einen performativen Text-Raum einzuschreiben. Das heißt, das Erlebte der Pandemie noch einmal in Abstand und in einem geschützten Rahmen anzusehen, und selbst sich zu suchen und finden zu lassen. Der Gottesdienst war eine Einladung sich zu fragen und fragen zu lassen und selbst auf die Suche zu gehen.

„Ich denke wir alle haben in den vergangenen anderthalb Jahren etwas verloren und auch wieder gefunden“ erklärt Pfarrer Samuel Hüfken seine Motivation zur Lektüre, Auswahl und Idee des Gottesdienstes. Eben das Nicht-Gesehene und Ungehörte zur Aufführung zu bringen. Das was hinter den Krankenhausmauern gedacht, erlebt, gelacht und gelitten wurde, konnte ein Stück sichtbarer und hörbarer für Menschen außerhalb dieser Mauern werden. So war es auch wichtig, die Erarbeitung der „Collage“ nicht nur in den Mauern des Diakoniewerkes zu behalten, sondern auch im Stadtviertel mitzuteilen. Am Anschluss des Gottesdienstes hatten die Besucher und Besucherinnen Gelegenheit, vom Altar für sich einen Text oder ein Musikstück des Gottesdienstes zu finden. Auch die Texte der Mitarbeitenden konnten für die persönliche Fürbitte mitgenommen werden.

Ein zweites Mal wurde der Gottesdienst am 25. Juli 2021 in der Bartholomäus-Kirche gefeiert.

 

 

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