20. Jahrhundert

Vor dem ersten Weltkrieg

Anfang des 20. Jahrhunderts folgten unter der Leitung von Pastor Otto Jordan zahlreiche weitere Neubauten auf dem Gelände der Diakonissenanstalt. Unter anderem wurde eine Wäscherei (1903), ein Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnen-Seminar (1908), eine Hauswirtschaftsschule (1911), ein Säuglingsheim (1911) sowie der Jugendhof mit Kinderhort und Kindergarten (1914) gebaut. 

1908 erhält die Kirche eine neue Orgel, die von Orgelbaumeister Wilhelm Rühlmann aus Zörbig eingebaut wird. Im selben Jahr wird die Ausbildung von Pflegekräften in der Diakonissenanstalt erstmals staatlich anerkannt.

5. Juli 1945

Die russische Armee beschlagnahmt das Krankenhaus mit seinen damals 360 Betten. Den Diakonissen blieb nur das kleine "Gartenkrankenhaus" mit etwa 80 Betten.

Die Diakonissenanstalt in der DDR

Während sich das Mutterhaus der Diakonissenanstalt in den 50er Jahren zu einem Zentrum der ostdeutschen Kirchenpolitik entwickelt und ein regelmäßiger Austragungsort der Synoden der Kirchenprovinz Sachsen waren, begann die Schwesternschaft sich zu verkleinern. Immer weniger junge Frauen traten aufgrund der veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse in die Gemeinschaft ein. Im Jahr 1978 wurde die letzte Diakonisse in Halle eingesegnet.
Dieser Entwicklung Rechnung tragend erfolgte 1982 zum 125-jährigen Bestehen der Diakonissenanstalt die Umbenennung der Einrichtung in Evangelisches Diakoniewerk Halle. Damit einher gingen strukturelle Veränderungen, unter anderem die Einrichtung einer Vertretung der Mitarbeitenden. 

1981 wurde Hans-Joachim Maaz zum Chefarzt der neu eingerichteten Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik. Im Diakoniewerk entwickelte er einen eigenen Therapieansatz.

Die 90er Jahre

1991 wird das von der Roten Armee beschlagnahmte Krankenhaus an das Diakoniewerk zurückgegeben.
Um den Fortbestand der Poli Reil zu sichern, gründen die Diakoniewerke in Kaiserswerth (bei Düsseldorf) und Halle eine gemeinnützige GmbH. Die Poli Reil gehört nun als einzige verbliebenen Poliklinik im Bundesland Sachsen-Anhalt ebenfalls zum Diakoniewerk Halle.

Ab 1993 beginnen umfangreiche Sanierungs- und Bauarbeiten im Diakoniewerk, zunächst am Krankenhausgebäude im Mühlweg. 1995 wird mit dem Bau des Johannes-Jänicke-Hauses begonnen, welches ein Jahr später als Altenpflegeeinrichtung eingeweiht wird. 1996 wurden außerdem im Bethcke-Lehmann-Haus ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung und eine Kindertagesstätte neu eingerichtet.

1994 wird eine Altenpflegeschule eröffnet. Die staatliche Anerkennung folgt zwei Jahre später.
1996 wird das Krankenhaus durch das Land Sachsen-Anhalt zum Akademischen Lehrkrankenhaus der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg ernannt. Bereits seit 1991 unterstützte das Diakoniewerk die Universität bei der praktischen Ausbildung von Medizinstudierenden. Zunächst vor allem im Fachgebiet Psychotherapie. In den somatischen Bereichen herrschte zu dieser Zeit großer Fachkräftemangel. Ab 1993 war die praktische Lehre auch in den Fachrichtungen Chirurgie, Innere Medizin, Radiologie und Dermatologie möglich. Nach der Sanierung des alten Krankenhausgebäudes folgte die formelle Ernennung, da erst mit der baulichen Modernisierung und medizintechnischen Aufrüstung den Ansprüchen zeitgemäßer medizinischer Ausbildung entsprochen wurde.

Die 1990er Jahre sind auch geprägt durch eine starke Förderung bürgerschaftlichen Engagements. Die Regionalgruppe Halle des Deutschen Sozialwerkes gründete sich 1993 im Diakoniewerk. 1999 war das Diakoniewerk Halle Gründungsmitglied der Freiwilligen-Agentur Halle.